Nissan Juke 1.6 4x4 CVT im Test: Fahrbericht und Infos

Auch im Gelände macht Nissans kompakter Juke eine gute Figur.


Nissan Juke 4x4
© S. Riedel/Auto-Reporter.NET
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Der Nissan Juke polarisiert. Seine Erscheinung stößt entweder auf spontane Begeisterung oder schroffe Ablehnung. Erklären lässt sich das mit dem widersprüchlichen Gestaltungskonzept. Denn das Ergebnis der Zusammenarbeit der Nissan-Designer in England und Japan, der Juke 4x2 oder 4x4, hat einerseits durchaus SUV-Gestalt, andererseits vermitteln äußere Konturen wiederum eher den Eindruck eines sportlich-coupéhaften Zweitürers. Die Fondtüren mit den hochgesetzten kaschierten Klinken werden auf den ersten Blick gar nicht wahrgenommen. Originell ist das Juke-Designkonzept allemal. Den Gedankenspielen, die Ex- und Interieur formten, kann man sich anschließen – oder auch nicht. Dass die Designer bei Gestaltung der Mittekonsole an einen Motorradtank dachten und auch die Anregung für die „schwebende Hutze“ über Drehzahlmesser und Tachometer aus der Bikerszene stammt, lässt man einfach mal so stehen, ohne zu fragen, was der Fahrer eines Juke von solcher Designanspielung hat.

Unterschiedliche Fahrmodi und vieles mehr im Info-Display

Das zentral im unteren Bereich der Mittelkonsole angeordnete Nissan Dynamic Control System will dem Fahrer „unmittelbaren intuitiven Zugang zu allen Informationen und Kontrollreglern“ verschaffen. Bei den abrufbaren Informationen geht es ausgesprochen farbig zu. Das belebt den Cockpitbereich, allerdings tragen interessierte Blickwendungen des Fahrers hin zu den bunten Anzeigen auf dem Display nicht unbedingt zur Fahrsicherheit bei. Der Nutzen der farbigen Untermalung des automobilen Geschehens erschließt sich nicht so richtig. Ist so wichtig, dass der Fahrer, wenn er angenommen den Fahrmodus NORMAL gewählt hat, auch erfährt, wie es um den augenblicklichen Ladezustand der Batterie bestellt ist? – Ob das „momentan zugeführte Motordrehmoment“ kleiner oder größer ist, lässt sich vom „lebenden“ Balkendiagramm ablesen. Ein einigermaßen sensibler Fahrerfuß übermittelt beim Gasgeben aber ohnehin, ob wenig oder viel Drehmoment übertragen wird. Die Einstellung SPORT lässt den ohnehin schon kräftig motorisierten 190 PS starken Juke noch temperamentvoller reagieren. Angezeigt wird auf dem Display die anwachsende Stärke des sportlichen Boostens. Das mag daran erinnern, dass kraftvolles Sprinten höheren Kraftstoffverbrauch nach sich zieht. Aber weiß das nicht ohnehin jeder Fahrer? Im gewählten Fahrmodus ECO ist man von vornherein energieeffizient unterwegs, so die Erwartung. Motor, CVT-Getriebe und Lenkung seien speziell darauf ausgerichtet, wird dem Juke-Fahrer erklärt. Die dazugehörige Anzeige auf dem Display lässt aber lediglich erkennen, wie auch im ECO-Modus der Fahrstil den Kraftstoffverbrauch beeinflusst. Schaden kann solcher Fingerzeig nicht, aber er verkündet lediglich hinreichend Bekanntes: Schließlich bestimmt der Fahrstil in allen Fahrmodi wesentlich mit, wie hoch der Kraftstoffverbrauch ausfällt. Originellerweise werden alle Informationen nacheinander auf ein und demselben Display vermittelt. Der wundersame Vorgang an sich beeindruckt. Über die Taste „Drive Info“ lässt sich beispielsweise auch eine Anzeige aufrufen, die die horizontal und seitlich auf den Juke wirkenden Kräfte während der Beschleunigung, des Bremsens und in Kurven abbildet. Der Fahrer hat kaum Muße, sich dieser Anzeige zu widmen. Nach Fahrtende könnte er sich aber per „ECO-Info“-Taste mit den „Kraftstoffverbrauchsprotokollen“ der letzten fünf Tage oder letzte fünf Wochen in Gestalt von Säulendiagrammen beschäftigen, wenn er denn dazu Lust hat. Bleibender Nachteil „lebender“ Diagramme, die sich auf- und abbauen: Von ihnen lassen sich präzise Zahlenwerte nicht ablesen, wie sie etwa der Bordcomputer mit exakten Angaben zum momentanen und durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch liefert. Auch der Testwagen hatte einen Bordcomputer, zu dessen Bedienung allerdings hinter das Lenkrad gegriffen werden muss.

Beeindruckendes Temperament und Allrad-Antrieb

Lassen wir Buntheit und Nutzen des Anzeige- und Regelsystems im Juke beiseite, um uns seinen zweifellos wichtigeren Qualitäten zuzuwenden! Ein Juke 4x4 erweist sich als originelle Mischung: Bei Bedarf ist er williger Geländegänger (Allradantrieb per Taste zuschaltbar), zuerst aber imponiert bei der 190-PS-Ausgabe das beeindruckende Temperament. So motorisiert, legt der Juke eine Sprintstärke an den Tag, die das übrige Starterfeld an einer Ampel immer wieder überraschen dürfte. Einen sportlich veranlagten Fahrer mag freilich die Art und Weise nicht beglücken, wie die CVT-Automatik (Continous Variable Transmission) einem energisch fordernden Gasfuß folgt. Da geht es immer erst einmal hörbar in höhere Drehzahlen. Die sechs Gänge lassen sich aber auch manuell wählen (Plus/Minus). Wie nicht anders zu erwarten, hing der Kraftstoffverbrauch des potenten Juke-Testwagens unter CVT-Bedingungen stark vom Fahrstil ab. Er pendelte zwischen knapp sechs Litern und 11,3 Litern pro 100 Kilometer.

Fahreigenschaften mit und ohne Allrad

Bemerkenswert das Fahrwerk. Es nimmt alles gelassen hin, was unter die Räder kommt (vorn McPherson-Federbeine, hinten Einzelradaufhängung per Mehrlenkerachse). Nur markante Querrinnen bildet der Unterbau spürbar ab. Es gibt eine elektrische Servolenkung und einen Bremsassistenten. Der Testwagen, der dank seines stattlichen Leistungsangebots öfter gern flott bewegt wurde, zeigte auch im Frontantriebsmodus bei abrupt erzwungenen Richtungswechseln keine überraschenden „Überreaktionen“. Allradantrieb macht sportlichen Vorwärtsdrang allerdings merklich stabiler. Annäherung an das erreichbare Höchsttempo weckt den Wunsch nach wirksamerer Dämpfung der Geräuschmixtur, die Fahrwind, Reifen und auch ein hochdrehender Turbo-Benziner in den Innenraum schicken. In einer stimmig gestalteten Umgebung bietet der Juke seinen Insassen sowohl ausreichenden Platz als auch jene angenehm erhabene Sitzposition, die auch von einem SUV mit nur 4,13 Meter Länge erwartet wird. Tiefe und Volumen des Gepäckabteils fallen beim Juke 4x4 allerdings noch knapper aus als beim reinen Fronttriebler.

Preis und weitere Informationen

Nissans kompakter Juke wird den erstaunlichen Erfolg seines größeren Bruders Qashqai weder bremsen wollen noch können. Doch dieser Typ hat was. Man muss ihn nicht, kann ihn aber irgendwie mögen. Gerade weil er in kein automobiles Schema passt. In der Top-Ausstattung kostet der Nissan Juke mit Allrad-Antrieb 27.900 Euro. >> Weitere Informationen zum Nissan JUKE